Die Virusnosoden – Triade (Malandrinum – Vaccininum – Variolinum)
Die nachfolgend beschriebenen Virusnosoden dieser Gruppe gehören zur Familie der Poxviridae. Sie korrespondieren mit den Viruserkrankungen: Mauke, Kuhpocken und Pocken. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit bilden Sie ein Dreigespann (Triade).
Auffallend ist ihre gemeinsame Hautsymptomatik: eitrige, pustulöse Hautausschläge und Akne. Bezüglich ihrer Kausalität ähneln sie auch dem Arzneimittel Thuja, d.h. man gibt sie bei den üblen Folgen einer (Pocken-)-Impfung. Diese Impffolgen nennt man in der Homöopathie auch Vakzinose. Folgerichtig ordnet man sie dem sykotischen Miasma zu.
Lassen Sie uns mit der Nosode der Pferdemauke beginnen (Malandrinum)
Malandrinum
Malandrinum ist die homöopathische Nosode einer Erkrankung bei Pferden, die man Mauke nennt.
Historisches dazu
Laut Jenner liegt der Ursprung der Kuhpocken in einer Infektion der Euter der Kühe durch Kontakt mit dem Gras, auf dem ein Pferd gelaufen ist, das mit „Pferdemauke“ infiziert ist. Diese Behauptung wird in gewissem Grad durch die Erfahrung von Homöopathen bestätigt, die in Malandrinum ein sehr wirkungsvolles Mittel zum Schutz gegen die Infektion mit Pocken und gegen Impffolgen gefunden haben. Der englische Homöopath John Henry Clarke (1853-1931) heilte mit dieser Nosode Fälle von ungesunder, trockener, rauer Haut, die jahrelang nach einer Impfung gegen Pocken, Masern und Impetigo zurückgeblieben war.
Malandrinum wurde auf der Grundlage von Schlussfolgerungen mit großem Erfolg bei üblen Folgen von Impfungen eingesetzt.
Auf der Geistes- und Gemütsebene zeigen sich bei Malandrinum:
Geistige Benommenheit, Schwindel, Trägheit der geistigen Fähigkeiten, Grauen vor jeglicher geistigen Anstrengung, Konzentrationsmangel. Alle diese Symptome werden von Malandrinum abgedeckt, bevorzugt, wenn sie nach einer Impfung (Pocken-, Windpocken-, Masern, MMRV-Impfung) aufgetreten sind.
Weitere bewährte Indikationen von Malandrinum sind:
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Chronisch-trockene Haut nach Impfungen
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Anfälligkeit für Impetigo, einer hoch infektiösen Eiterflechte bei Kindern oder Neugeborenen, meist auf der Basis von Staphylococcus aureus oder durch Mischinfektionen beruhend. Dieser Eitergrind zeigt sich meist im Gesicht, um den Mund, kann jedoch auch den Kopf bedecken und sich über den ganzen Rücken zum Gesäß erstrecken. Auch an den Streckseiten der Unterarme kann man Impetigo finden.
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Trocken-schuppiges, juckendes Ekzem, Risse an Händen und Füßen bei jedem Wetter und durch Waschen (bevorzugt nach Impfung).
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kleine düstere, rote Flecken an den Beinen, verschwinden nicht bei Druck.
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Kniefehlstellung (X-Beine)
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Masern mit obiger Begleitsymptomatik
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Rückenschmerzen, wie zerschlagen
Eine weitere homöopathische Nosode mit Bezug zu den Pockenviren ist Vaccininum:
Vaccininum – die Impfstoff-Nosode
Vaccininum ist eine homöopathische Nosode, hergestellt aus dem allopathischen Kuhpockenimpfstoff. Aus diesem Grund zählt Vaccininum zu den tautopathischen Arzneien. Die Nosode hat wie ihre Geschwister einen starken Bezug zum sykotischen Miasma und weist verständlicherweise starke Gemeinsamkeiten zu Variolinum auf. Man konnte beobachten, dass Variolinum jedoch weitaus aggressivere Symptome aufweist als Vaccininum.
Im Arzneimittelbild von Vaccininum findet man eine Fülle von Hautsymptomen, wie Wucherungen und Muttermale (Naevi). In der heutigen Zeit findet die Nosode des Pockenimpfstoffes besonders Verwendung bei einer Akne, die stark ausgeprägte Pusteln bildet und tiefe Narben hinterlässt (ähnlich Malandrinum, Medorrhinum und Variolinum). Auch hier zeigen sich pustulöse Hautausschläge, oft gefüllt mit grüngelbem Eiter und stark jucken. Man findet sie bevorzugt an den Händen und auf der Stirn. Die Ohren verstopfen leicht und können ähnlich wie bei Medorrhinum ein Sekret absondern.
Vaccininum ist wie Variolinum eine bewährte Indikation bei den oft auftretenden Nervenschmerzen bei oder nach einer Gürtelrose (Herpes zoster-Infektion), wobei Variolinum in solchen Fällen erfahrungsgemäß eine bessere Wirkung zeigt.
Eine weitere Indikation für Vaccininum sind üble Stirnkopfschmerzen, mit dem Gefühl, als würde die Stirn von der Nasenwurzel bis zum Scheitel in zwei Teile gespalten. Die Betroffenen erwachen in der Nacht durch berstende Schmerzen in der Stirn und in den Augen. Bisweilen stechen die Schmerzen bis zu den Schläfen durch.
Dem homöopathischen Arzt Burnett zufolge, ist die Verschlimmerungszeit von Vaccininum der frühe Morgen. Die entsprechenden Symptome verschlimmern sich auch durch nasses Wetter und vor der Menstruation.
Kommen wir nun zur letzten und wichtigsten Nosode dieses Dreigespanns: der eigentlichen Pockennosode:
Variolinum – die Pockennosode
Begriffsdefinition
Das Wort „variola“ entstammt dem mittelalterlichen Latein und bedeutet „Pustel, Pocke oder Blase (Blatter). Aus diesem Grund erhielt die homöopathische Pocken-Nosode den Namen Variolinum. Sie entstammt dem Eiter einer Pockenpustel.
Historisches
Die Pocken sind bzw. waren eine Infektionskrankheit, die durch Viren der Gruppe Orthopoxvirus variolae hervorgerufen wurden. Diese Seuche existierte wohl bereits im Altertum. Ihr prominentestes Opfer war der ägyptische Pharao Ramses V, an dessen Mumie sich die charakteristischen krankhaften Veränderungen (Pockennarben) finden lassen.
Im Laufe der Geschichte machten die Pocken wohl eine Wandlung bezüglich ihrer Bedeutung durch. Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass die Pocken wohl früher eher das Erscheinungsbild einer Kinderkrankheit im heutigen Sinne hatten und zu bestimmten Zeiten harmloser als die Masern verliefen.
Erst ca. 200 Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden der Pest aus Europa wurde erstmalig von todbringenden Pockenepidemien berichtet. In früheren Zeiten lassen sich weitere Epidemien wegen der unklaren Symptombeschreibungen der historischen Schriftsteller nicht einwandfrei von anderen Seuchen abgrenzen. Die berühmteste klassische Beschreibung entstammt dem persischen Arzt Rhazes aus dem 10. Jahrhundert. Im 16 Jahrhundert ergab sich die Notwendigkeit, die Pocken von der Syphilis zu unterscheiden. Man nannte sie nun „kleine Pocken“ (engl. „small pox“). Ihren Höhepunkt erreichten die Pockenepidemien in Europa im 18. Jahrhundert , als der ansteckenden Seuche insgesamt etwa 60 Millionen Menschen zum Opfer fielen.
Die Pocken waren jedoch weniger ansteckend wie die Masern. Sie breiteten sich nur aus, wenn die Siedlungsdichte und der Anteil an noch nicht immunen Bewohnern, meistens Kinder, hoch waren. In städtischen Räumen waren sie beständig präsent, auf dem Lande nur phasenweise. Erst 1980 erklärte die WHO die Pocken weltweit für ausgerottet. Sie führte dies auf weltweit durchgeführte Impfkampanien zurück.
Geschichte der Pockennosode
Der englische homöopathische Arzt James Compton Burnett (1840-1901) nahm die Pockennosode Variolinum in den großen homöopathischen Arzneimittelfundus auf. Er behandelte mit ihr nicht nur manch üble Folgen von Impfungen, sondern auch zahlreiche Fälle von Gürtelrose. Er bezeichnete Variolinum als das Hauptmittel der Gürtelrose. Er schrieb hierzu: „Variolinum löscht im Allgemeinen die Krankheit und ebenso auch das Exanthem und den dazugehörigen Schmerz“.
Der Zeitgenosse und Weggefährte von Burnett, John Henry Clarke (1853.1931) hielt Variolinum für eines der Hauptmittel bei starken Rückenschmerzen, die auf nichts anzusprechen schienen. Er sprach von „unerträglichen Schmerzen in der Lenden- und Sakralregion. Er beschrieb diese Schmerzen in etwa wie „als ob die Wirbelsäule abbrechen würde“. Auch bei der Entstehung von Hodentumoren nach einer Verletzung, bzw. nach einem Schlag konnte Burnett die Wirksamkeit von Variolinum bestätigen.
Variolinum in der heutigen Zeit
Bei der derzeitigen Behandlung von Patienten mit Variolinum lässt sich sicherlich nicht mehr genau nachvollziehen, ob die Notwendigkeit ihres Einsatzes allein auf eine früher durchgemachte Pockenimpfung zurückzuführen ist. Möglicherweise haben auch viele Patienten Vorfahren, die die Pockenkrankheit überstanden haben. Namhafte miasmatisch arbeitende Homöopathen konnten und können jedoch die erfolgreiche Verwendung dieser Nosode durch zahlreich geheilte Fälle belegen.
Die Hauptindikationen von Variolinum lassen sich wie folgt zusammenfassen:
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Pustulöse Hautausschläge oder eine Akne, die tiefe Narben zurücklässt (vakzinotische Akne).
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Entzündete Haarfollikel, die bisweilen erbsengroß werden
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Chronisches Ekzem nach einer Impfung
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Postherpetische Schmerzen bei oder nach Durchmachen einer Gürtelrose (Postzosterneuralgie).
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Schwindel, Benommenheit und das Gefühl, als drehe sich alles im Kopf, oder ob der Kopf mit einem festen Band umwickelt sei.
Weitere klinische Indikationen sind:
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Chronische Hauterkrankungen, häufig pustulös, der Juckreiz ist meist beißend und quälend
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Bläschenförmige Hautausschläge mit Unruhezuständen
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Nächtliche Unruhe, besonders bei Hautpatienten
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Enzephalitis (Gehirnentzündung) nach Impfung
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Depression nach Impfung mit paranoiden Vorstellungen
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Keratitis (Hornhautentzündung) nach Impfung
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Ptosis oder Augenmuskellähmung nach Impfung
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Malariafieber mit starken Rückenschmerzen
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Schwere Influenza mit hohem Fieber und schrecklichen LWS-Schmerzen
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Windpocken mit sehr schwerem Befall, das Kind sieht wie ein Streuselkuchen aus, die Pusteln sind überall, sogar im Mund
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Brustatrophie nach Narkose (Boger)
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Generalisierte Muskelschmerzen, besonders in der paravertebralen Muskulatur der Lumbal- oder Sakralgegend, vor allem wenn eine allgemeine Schmerzhaftigkeit der Muskulatur besteht
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Pustulöse Eruptionen, fieberhaft und schmerzhaft mit Schweißen oder allgemeiner Schmerzhaftigkeit der Muskulatur
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Heftiger, unerträglicher Kopfschmerz, vor allem okzipital, oft in die paravertebralen Rückenpartien ausstrahlend (Voisin)
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Folgen von Windpockenimpfung, wenn die entsprechende Impfnosode fehlt oder keine Wirkung zeigt
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Alle Arten von Herpes oder schmerzhaften Aphten
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Ruhelosigkeit, kleine Kinder können sich oft nicht auf eine Sache konzentrieren.
Beim Herpes zoster (Gürtelrose) und seinen Folgebeschwerden (Post-Zoster-Neuralgie) ist der begleitende Einsatz von Variolinum oft unverzichtbar. Bei Herpes zoster in der Vorgeschichte denke man auch an Carcinosinum oder X-Ray.
Variolinum wirkt sehr tief und sollte nicht zu häufig wiederholt werden. Am besten gibt man es in LM-Potenzen (z.B. LM6). Man achte hierbei auf das Auftreten von Ruhelosigkeit und Reizbarkeit. In solchen Fällen sollte die Einnahme eingestellt, bzw. reduziert werden.
Quellenangaben:
Murphy, Klinische Materia Medica
Tabrett, Dion: Burnett wiederentdeckt
Eigene Seminarmitschriften