10. Newsletter des Homöopathischen Notdienstes 

 

Überlegungen zum Gleichgewicht der Kräfte

 Muttermittel:

Chorda umbilicalis
Folliculinum
Placenta
Vernix caseosa

Methode:

Bönninghausen

 

Liebe Kollegen, Patienten, Freunde,

unser 10. newsletter ist anlässlich der kontroversen Diskussion um social freezing dem Thema Muttermittel gewidmet, viel Spaß beim Lesen und wir freuen uns über feedbacks auf unserer Gästeseite. Noch was in eigener Sache: Wer Interesse hat an einer Mitarbeit bei uns, darf sich gerne melden.

In unserer modernen Zeit wird die Kontrolle über die natürlichen biologischen Abläufe des Lebens immer weiter ausgedehnt. Waren wir in den 60-Jahren noch begeistert von der Entwicklung der Antibabypille, so gibt es heutzutage bereits das Social Freezing, das Frauen dazu verhilft ihre Eizellen tiefgefroren in flüssigem Stickstoff bei 196 ° C zu lagern, um sie dann irgendwann wieder - wenn es in die persönliche Lebens- und Karriereplanung passt - einsetzen zu lassen. US - Unternehmen wie Apple und Facebook unterstützen ihre weiblichen Angestellten mit bis zu 20 000 Dollar, wenn sie sich so ihre Kinderwünsche in Eis packen lassen. Bei uns in Deutschland finden es nach einer Umfrage im Auftrag der ZEIT 37 % der Bundesbürger gut, die Eizellen einfrieren zu lassen um erst mal richtig Karriere machen zu können. Bei den unter 29-jährigen sind es sogar 53%.

Es scheint der Emanzipation zu dienen und verhilft Frauen dazu, sich aus alten familienbedingten Abhängigkeiten und Einschränkungen zu befreien. Dass man/frau sich dafür  in betriebsbedingte Abhängigkeiten und Einschränkungen einer gnadenlos wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft  begibt, ist die Kehrseite der Medaille. Ob diese Fixierung auf  Karriere, wirtschaftlichen Erfolg und ständig steigende materieller Ansprüche wirklich eine befriedigende Lösung für die Lebensplanung ist, bleibt mehr als zweifelhaft. Bei Patienten, die  in unsere Praxen kommen, sehen wir zu oft, dass sie unter dem auferlegten Leistungsdruck und der Vernachlässigung ihrer wirklichen  - nicht der einsuggerierten Bedürfnisse - körperlich und seelisch zusammenbrechen. Vielleicht können die homöopathischen  Muttermittel dazu beitragen, die Vernachlässigung weiblicher Werte zu heilen und das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass wir als Bewohner dieser Erde einbezogen sind in die irdischen Rhythmen, dass wir die Ressourcen von unserem Planeten und von uns selbst besser schätzen und bewahren können und unsere Verbundenheit und Einbezogenheit ins große Ganze und in unsere menschliche Gemeinschaft wieder mehr spüren. Es geht nicht drum, die sogenannten mütterlichen oder weiblichen Werte über die männlichen ( Aktivität, Leistung, Entwicklung von individueller Stärke und Besonderheit) zu stellen, es geht um einen harmonischen Ausgleich dieser 2 Kräfte, damit das Ganze funktioniert.

In der chinesischen Philosophie wird das sehr treffend mit Yin und Yang beschrieben. Es sind 2 universelle Ordnungsprinzipien, denen alles im Universum untergeordnet ist, wobei sie keine statischen Größen sind sondern in einer fließenden Wellenbewegung ineinander übergehen, sowie es das bekannte Symbol zeigt.  Im Kern des Yin ist  schon das Samenkorn des Yang enthalten und umgekehrt, d.h. es gibt nie reines Yin oder Yang, sondern eine unendliche Vielfalt von ineinander verwobenen Strukturen.  Yin entspricht dem Dunklen, der Nacht,  dem Mond, der Ruhe, der Kälte, dem Winter und dem weiblichen Prinzip. Yang entspricht dem Hellen, dem Tag, der Sonne, der Aktivität,  der Wärme, dem Sommer und dem männlichen Prinzip. Wenn diese 2 Kräfte nicht ausgewogen sind, kommt es zu Störungen, wenn sie ganz auseinandergleiten, bedeutet das den Untergang des Systems.

Nachfolgend beschreiben wir die oben angegebenen Muttermittel. Sie werden aus Organen hergestellt, die für die Menschwerdung wichtig sind. Das wichtige Mittel Lac humanum wurde bereits in einem früheren Newsletter zusammen mit anderen Milchmitteln beschrieben und kann bei unseren Arzneimittelbildern nachgelesen werden.


 photo: detail/Wei Hsu, Shang-Yi Chiu

Die Plazenta ernährt den Embryo während der Schwangerschaft. Sie besteht aus mütterlichem Gewebe der Gebärmutterschleimhaut und embryonalem Gewebe, wiegt in ausgereiftem Zustand ca. 500g und hat ca. 17 cm Durchmesser. Neben der Versorgungsfunktion (Nährstoffe und IgG-Antikörper) hat sie auch hormonelle Aufgaben für das Weiterbestehen der Schwangerschaft und für die Vorbereitung der Laktation. Die Plazenta wird seit Urzeiten für medizinische Zwecke verwendet. 
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 detail from photo/Tom Adriaenssen

Vernix caseosa
Käse- oder Fruchtschmiere von zehn verschiedenen Kindern. Sie besteht zu 80 % aus Wasser, zu 20 % aus Lipiden, abgeschilferten Epithelzellen und Lanugohaaren. Ein  in ihr enthaltenes antibakteriell wirkendes Polypeptid schützt in der Schwangerschaft vor Infektionen.
Entspricht dem Empfinden der Familie der Ranunculacea.
Tinus Smith schreibt über Vernix: „Die Käseschmiere ermöglicht es uns, auf allen Ebenen in Kontakt mit der Außenwelt zu bleiben, ohne von ihr überwältigt zu werden und unsere eigenen Gefühle sowie die anderer zu spüren, ohne sie miteinander zu vermengen“.
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Chorda umbilicalis (Chord-umb), Nabelschnur
Die Nabelschnur verbindet den Embryo über die Plazenta mit dem mütterlichen Blutkreislauf. Bei der Geburt ist sie ca. 50cm - 60 cm  lang und hat einen Durchmesser von 2 cm ; sie besteht aus 2 Arterien, die sauer- und nährstoffarmes Blut zur Plazenta leiten und einer Vene, die sauerstoffreiches Blut von der Plazenta zum Embryo bringt, und ist umhüllt von einer gallertigen Bindegewebshülle. Sie ist schmerzunempfindlich und wird nach der Geburt  abgebunden und durchtrennt, sobald das Blut nicht mehr pulsiert. Seit einigen  Jahren werden aus ihr Nabelschnurblutstammzellen gewonnen, die bereits für Therapien (in der Onkologie und Hämatologie) verwendet werden und auch für die Forschung eine immer größere Bedeutung gewinnen.
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Folliculinum Östrogen aus dem Ovarialfollikel eines Pferdes.
Es besteht eine Ähnlichkeit zur zweiten Reihe des Periodensystems.
Die follikuläre Phase im Menstruationszyklus wird durch Östrogen bestimmt, in dieser Phase hat die Frau eine starke und kraftvolle Ausstrahlung, sie wirkt weiblicher und ihre Libido ist erhöht, eine Voraussetzung für das Fortbestehen der menschlichen Rasse. Die Kehrseite dieser hormonellen Effekte ist ein gewisser Verlust der Ratio und ein Beherrschtwerden von Hormonen, gleichzeitig     entstehen möglicherweise unerwünschte Schwangerschaften und unglücklich abhängige Beziehungen. So kann man die zentrale Empfindung von Folliculinum „Lost in devotion“ erklären.
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Methode Bönninghausen

Clemens Maria Franz Freiherr von Bönninghausen * 12. März 1785 in Niederlande und † 25. Januar 1864 in Münster. Homöopath, Botaniker und höherer preußischer Verwaltungsbeamter.

Unter der sogenannten Bönninghausen-Methode (später von Boger weiterentwickelt) versteht man eine bestimmte Art der Fallanalyse; die Grundlage dazu ist das erste Repertorium, das „Therapeutische Taschenbuch TTB“ von Bönninghausen.
Es werden nur durch Arzneimittelprüfung (AMP) entstandene und durch Heilung verifizierte Symptome verwendet und es werden nur 133 Mittel in das Repertorium aufgenommen.

Die vollständige Fallanalyse besteht aus:

● der Totalität der Symptome, dem vollständigen Symptom
● der dissoziierten Repertorisation
● der Rekombination der Geniussymptome
● der Einführung der Grade (die Gewichtigkeit eines Symptomes)
● der Untergliederung in Haupt- und Nebensymptome (Gewichtung)
● der wahlentscheidenden Gemütssymptome
● der anschließenden Polaritätsanalyse

Begriffsanalyse:

Das vollständige Symptom
Das vollständige Symptom besteht aus der Lokalisation (Ort der Beschwerde), der Empfindung, den Modalitäten (Umstände und Zeiten der Verbesserung und Verschlimmerung) und den Begleiterscheinungen.

Die dissoziierte Repertorisation
Jede Arznei hat charakteristische Symptome, die sich wie ein roter Faden durchziehen (Genius).
Die dissoziierte Rerpertorisation bedeutet, dass man ein vollständiges Symptom wieder in seine Einzelteile zerlegen und neu kombinieren (Rekombination) kann.
Beispiel: Beispiel: Symptom: Herzklopfen < Wein
Kent: Brust, Herzklopfen, Wein, durch: “Naja, Nux-v“
Bönninghausen: Gefäße, Puls, Herzschlag: Herzklopfen 102 Mittel < nach Umständen, Nahrungsmittel Alkoholika, Wein: 35 Mittel -> Schnittmenge: 30 Mittel

Der Genius der Arznei
Der Genius eines Heilmittels (alle Eigenschaften und Zeichen, die das Arzneimittel wie ein roter Faden durchziehen) muss in allen Fällen dem Genius der Gesamtkrankheit entsprechen. Das bedeutet, Arznei und Krankheit dürfen sich nicht widersprechen.

Die Grade
Bönninghausen hat die Grade in die Homöopathie eingeführt und zwar durch vier verschiedene Schrifttypen. Grad drei und vier repräsentieren den Genius am meisten.

Die Gewichtung der Symptome
Das wichtigste Symptom ist die Causa, falls vorhanden. An zweiter Stelle steht das Hauptsymptom, wegen welchem der Patient die Praxis aufgesucht hat. An dritter Stelle das Nebensymptom/die Nebensymptome, die gleichzeitig mit dem Hauptsymptom entstanden sind. Und schließlich die Gemütssymptome.

Die Gemütssymptome
Im Gegensatz zu Kent haben für Bönninghausen die Gemütssymptome nur zur Unterscheidung der Mittel Bedeutung. Gewichtig sind sie nur, wenn sie sehr stark ausgeprägt sind und vor der Entstehung der Hauptbeschwerde nicht vorhanden waren.

Polaritätsanalyse
Viele Mittel haben in ihren Modalitäten polare Symptome. Beispielsweise „Redselig“ ist bei Lachesis im 4. Grad und „schweigsam“ auch bei Lachesis im 1. Grad. Tritt nun das Symptom „redselig“ bei einem Patienten mit deutlicher Ausprägung auf, so muss es auch im TTB hochwertig auftreten (Beispiel Lachesis: 4-wertig). Ist das nicht der Fall, so ist das eine Kontraindikation für das Mittel.

Herzliche Grüße,
Ihr Team vom homöopathischen Notdienst.

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